Worum geht's?

Kretas Südküste ist eine der schönsten und in weiten Teilen noch in ihrer Ursprünglichkeit erhaltenen Landschaften Griechenlands und des Mittelmeerraums. Deutlich weniger besiedelt als die Nordküste bietet sie eine großartige und atemberaubende Natur, mit einigen besonderen Sehenswürdigkeiten wie z. B. der Samaria-Schlucht. Anders als der Massentourismus an der Nordküste zieht sie vor allem Individualtouristen an, für die gerade die familiär betriebene touristische Infrastruktur attraktiv ist. Neben dem Tourismus ist die Landwirtschaft die andere wichtige Einkommensquelle.

Auch an der Südküste sollen nun wirtschaftliche Entwicklungen wie im Norden auf den Weg gebracht werden: Die Ansiedlung von großen Hotel-Komplexen – aktuell in Planung: Ein Hotel mit 2.000 Betten bei Triopetra/Akóumia – und andere Großprojekte. Pläne für einen Containerhafen für Schiffe der Mega-Klasse bei Timbaki waren zwar nach massivem Protest der dortigen Bevölkerung in 2009 gestoppt worden, sind aber aufgrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten Griechenlands wieder im Gespräch. Der Hintergrund ist, dass Griechenland massiv um ausländische Investitionen – in diesem Fall chinesische - wirbt, auch um den Preis des Ausverkaufs des "Tafelsilbers", sprich der von internationalen Investoren geforderten "Privatisierung". Der Sprecher einer Bürgerinitiative aus Kalamaki ahnte, was passieren könnte und nun passiert ist, als er 2010 dem "Spiegel" zum damaligen Stopp der Plaunungen sagte: "Das bedeutet nur, dass das Projekt so, wie es geplant war, nicht gebaut werden wird. Es heißt nicht, dass Pläne für einen Hafen generell vom Tisch sind. Wir bleiben wachsam." Der Spiegel, Nr 34/2010

Für die Hotels sollen Strände privatisiert bzw für die Allgemeinheit gesperrt werden. Die Bevölkerung im Norden steht solchen Entwicklungen mittlerweile kritisch gegenüber, auch im Süden wächst der Widerstand. Projekte dieser Art werden den Charakter der Südküste massiv zu ihrem Nachteil verändern.

Es wird ökologische Probleme geben: Wo soll z. B. das für das Großhotel nötige Wasser herkommen? Kreta hat bisher keine Wasserprobleme. Geologische Gutachten sagen klar und deutlich, dass die Wasserreservoirs den geplanten Verbrauch nicht dauerhaft befriedigen können.
Viel schlimmer aber werden die Gefahren für die Ökonomie sein. Das größte Problem ist die Abhängigkeit von einem Unternehmer, einem Konzern: Wo – wie bisher – statt 10 oder 20 Tavernen und Pensionen in Zukunft nur noch ein großes Hotel steht, das einem Konzern gehört, sind die Menschen von diesem Unternehmen abhängig. Die alten Touristen werden nicht mehr kommen. Und die
neuen Pauschaltouristen können von den Unternehmen im nächsten oder übernächsten oder in 3 Jahren zu neuen Reisezielen gelenkt werden. Darauf haben die Menschen in Kreta dann keinen Einfluss mehr.

Ein Blick nach Spanien oder auch schon an bestimmte Bereiche an Kretas Nordküste zeigt, was zu viel Geld und zu wenig Überlegung für die Folgen einer Planung anrichten können. Kretas Südküste muss davor geschützt werden.

„Das Meer, die Strände und unser Land sind unsere Existenz, wir leben von ihnen. Strände zu privatisieren heißt, sie uns, unseren Gästen und der Allgemeinheit zu wegzunehmen. Profitieren werden die Investoren. Wir wollen hier keine Megaprojekte wie an der Nordküste; sie haben dort zu keiner guten Entwicklung geführt. Wir kämpfen um den Erhalt des Charakters unserer Heimat und um unsere Existenz. Und wir kämpfen auch um die Zukunft unserer Kinder.“

Pavlos Kakogiannakis,
Taverne Pavlos, Trio Petra, Sprecher der Bürgerinitiative